Eric Ramond:
Ich habe Eric als einen hervorragenden Flugpionier unserer Zeit kennen gelernt. Er Arbeitet im Moment bei Bertrand Piccard am Projekt Solar Impulse. Ich möchte jetzt nicht auf das Projekt von Piccard eingehen, sondern auf die Geschichte von Eric Raymond.
Vor 18 Jahren hat Eric sein eigenes Solarflugzeug gebaut und damit die vereinigten Staaten von Amerika in 21 Etappen durchquert. Er war Akrobatik Weltmeister im Drachenflug und hat in seinem Leben alles geflogen was mit Hängegleiten zu tun hat!
Am 6. August durfte ich dabei sein als Eric mit seiner Sunseeker (so heisst sein Flugzeug) in der Schweiz das 1. mal gestartet ist. Ich darf leider an dieser Stelle weder Fotos noch Videos von diesem spektakulären Tag zeigen, der Grund ist der, dass sein Arbeitgeber ihm nicht erlaubt mit seinem Flugzeug in der Schweiz an die Öffentlichkeit zu gehen, das werden wohl geschäftliche Gründe sein. Wenn jemand sein Segelflugzeug sehen möchte dann kann man dies im Internet unter
www.solar-flight.com anschauen.
Was ich aber an diesem späten Nachmittag so gegen 18:00 Uhr erleben durfte war für mich ein Schlüsselerlebnis. Der Start verlief absolut ruhig, das Vogelgezwitscher vom nahen Wald war lauter als das leise Schnurren des Propellers. Die Start - Geschwindigkeit ist etwa 50 Km/h.
Nach wenigen Minuten Flugzeit stellte Eric seinen Elektromotor ab und er konnte bereits in der Thermik Höhe machen. Es vergingen rund 3 viertel Stunden als er um 18:45 Uhr wieder gelandet war. Er sagte mir nach der Landung dass seine Akkus mit den Solarzellen wieder voll geladen wurden und das Flugzeug ist wieder bereit für den nächsten Start.
Es hatten sich plötzlich Leute vom nahen Dorf eingefunden und die wollten sich erkundigen was da für ein eigenartiges Flugzeug in der Luft herumfliegt, man höre ja nichts und trotzdem steigt dieses Flugzeug immer höher!
Ich möchte Euch mit diesem Zwischenbericht zeigen, was wir in naher Zukunft erwarten können, wenn uns die Politik nicht ein Strich durch die Rechnung macht.
Ich habe Eric Raymond gefragt ob er mir eine grobe Berechnung über das Solarfliegen machen könnte. Meine Frage war:
Ist es möglich mit leistungsfähigen Solarzellen die man heute auf dem Markt findet mit einem Starrflügler Delta einen Nullschieber hin zu kriegen? Er hat mir in aller Ruhe aus dem Handgelenk heraus auf ein Stück Papier die Rechnung gemacht. Das Resultat ist, wenn man bedenkt dass sein Solargenerator vor 18 Jahren einen Wirkungsgrad von 15 % auf einer Fläche von 17 m2 aufwiesen und die heutigen Zellen die man noch bezahlen kann, einen Wirkungsgrad von bereits 22 % erreichen, das ist 50% besser, und wenn man diese Zellen auf einer Fläche von rund 10 m2 auf einen Deltaflieger befestigen kann, dann ist es kein Problem damit erfolgreich zu fliegen und in ruhiger Luft die Höhe zu halten.
Das Fliegen mit Solarenergie funktioniert nicht nur im Sommer! Im Winter geht es noch besser, weil es weniger Feinstaub hat der das Licht dämpft und eine höhere Luftdichte die ein besseres Gleiten und einen besseren Propellerwirkungsgrad bewirken und dazu funktionieren kalte Solarzellen besser als warme, das Zeitfenster in der man die Sonneneinstrahlung ausnützen kann ist natürlich kleiner als im Sommer.
Die Solarzellen sind in der Form von Folien in einer Dicke von 0.200 mm erhältlich und sind biegsam. Biegen kann man diese Folie allerdings nur in 2 dimensionaler Richtung das heisst wie man ein Blatt Papier biegen kann. Das Schwere an diesem Solargenerator wird die Befestigung auf dem Flügel sein denn dieser muss mit Aramidfasern verstärkt werden und wird sich auch nicht mehr falten lassen wie ein heutiger Starrflügler. Das ist ja auch nicht mehr nötig den man muss ja auch nicht mehr auf eine Bergbahn damit.
Es gibt heute Solarzellen die haben einen Wirkungsgrad von über 30 % aber die sind im Moment noch sehr teuer.
Diese Frage an Eric Raymond war für mich mehr als beantwortet! Ich kann mir diese Vision in den schönsten Träumen schon abfliegen! Ich stelle mir eine frisch verschneite Winterlandschaft vor und bin mit dem Deltaflieger in rund 300 Meter Höhe unterwegs und kann die Schönheit der unberührten Natur voll auf mich wirken lassen. Und was könnt Ihr Euch alles ausmalen wenn man solche Visionen vor sich hat?
Ich möchte jeden Funktionär der etwas positives zu dieser Geschichte beitragen kann an dieser Stelle bitten: Lasst das kleine Kind, das Elektrofliegen, nicht als Fötus ersticken und gebt der ganzen Geschichte die volle Unterstützung! Wenn wir an die vielen Flugbeschränkungen denken dann kann dieser Weg eine Lösung in eine bessere Zukunft sein. Meine Meinung zu einer nachhaltigen Umweltpolitik ist die, dass wir Erdenbewohner früher oder später zur Einsicht kommen müssen dass es mit der heutigen verschwenderischen Konsumgesellschaft nicht immer so weiter gehen kann!
Es wird der Zeitpunkt kommen wo wir unsere Ansprüche vor allem in der Freizeit korrigieren müssen! Es kann nicht sein dass z.B. nur aus Spass massenhaft Sportler um die halbe Welt jetten um in New York zusammen mit 45'000 Sportlern einen Marathon bestreiten! An die Fernreisen auf Übersee wo viele Konsumenten Stammgäste sind möchte ich jetzt gar nicht eingehen.
Unsere Zukunft in der Solarfliegerei wird aber nur ganz geringe Abstriche machen müssen! Wenn wir mit einem Solarflugzeug in unserer wunderschönen Schweiz an sonnigen Tagen Traking oder Bivack - Flüge machen werden, dann machen wir dies ohne ein schlechtes Gewissen zu haben über die nicht verbrannten Ressourcen und wir müssen uns auch keine Sorgen machen über das CO2 das wir nicht erzeugt haben.
Wenn das BAZL uns den Luftraum zugesteht den wir zum ausüben unseres naturnahen Luftsportes brauchen und der auch vorhanden ist, dann bin ich überzeugt dass Umweltziele die sich das Bundesamt auf die Fahne geschrieben hat auch einfacher umsetzen lassen!
Besser als mit unseren Luftfahrt-Aktivitäten kann man eine Nachhaltige Flugpolitik nicht demonstrieren.