Menschen sind soziale Wesen, die in Gemeinschaften leben. Du hast Leute um dich, die dir nahe stehen und mit denen du Zeit verbringst. Dadurch beeinflussen sie dich, unbewusst oder bewusst.
Diese Beeinflussung findet auch beim Cannabiskonsum statt. Oft rauchen Jugendliche ihren ersten Joint im Freundeskreis.
Peer-Groups
Den Begriff «Peer-Group» kennst du vielleicht. Damit sind Freunde gemeint, die zusammen eine «Clique» oder eine lockere Art von Gruppe bilden. Jugendliche verbringen viel Zeit mit ihren Freunden. Sie geniessen es, dazu zu gehören, gleiche Interessen zu haben, Neues auszuprobieren, Sport zu treiben, Spass und Freizeit gemeinsam zu geniessen oder zusammen auszugehen. Manchmal identifizieren sich Jugendliche so stark mit ihrer Clique, dass diese für sie zu einer zweiten «Familie» wird.
Ob jemand kifft und eventuell sogar Probleme mit Cannabis bekommt und abhängig wird, darauf hat die Clique einen Einfluss. Wie denkt die Gruppe über das Kiffen? Wird in der Gruppe gekifft? Meistens sind Jugendliche sehr tolerant, wenn es ums Kiffen geht. Ob jemand mitkiffen möchte oder nicht, ist seine Sache.
Wenn enge Freunde oder Freundinnen regelmässig oder häufig kiffen, ist es schwierig, dem Kiffen selbst aus dem Weg zu gehen. Deshalb kiffen die Freunde oder Freundinnen von Kiffenden überdurchschnittlich häufig.
Auch das Gegenteil ist möglich: Jemand kifft nicht, weil er sieht, dass ein Freund oder eine Freundin damit Probleme bekommen hat.
Leben in einer Familie
Hast du dir mal Gedanken gemacht, wie wichtig dir die Familie ist? In der Familie werden Kinder und Jugendliche auf das Leben «vorbereitet». Die Familie ist ein Vorbild. Man übernimmt unbewusst einiges vom Verhalten der Eltern. So sind zum Beispiel Kinder gefährdet Drogen zu missbrauchen, wenn deren Eltern das ebenfalls tun.
In den vergangenen hundert Jahren hat sich das Familienleben verändert. Früher war es der Vater, der das Geld verdiente, während die Mutter alleine für die Erziehung zuständig war. Jugendliche verbrachten mehr Zeit zu Hause bei der Mutter und den Geschwistern und waren dadurch stärker ins Familienleben eingebunden. Heute haben viele Jugendliche nebst der Familie auch Freunde und Freundinnen, mit denen sie viel Zeit verbringen. Die Familie hat eine andere Bedeutung erhalten. Was nicht heissen muss, dass Eltern unwichtig geworden sind.
Viele Eltern nehmen ihren Kindern gegenüber beispielsweise die Rolle von Ansprechpartnern ein. Sie sind tendenziell näher und enger mit ihren Kindern verbunden. Sie sind offener für Gefühle, Wünsche, Anliegen und Ideen von Jugendlichen, als Eltern es früher waren. Sie versuchen, die Welt der Jugendlichen kennen zu lernen und zu akzeptieren.
Untersuchungen ergaben, dass das Risiko Drogen zu missbrauchen kleiner ist für Jugendliche, die mit ihren Eltern über Schwierigkeiten reden können und sich zu Hause anerkannt fühlen. Jugendliche, bei denen das nicht der Fall ist, sind jedoch nicht einfach der Situation ausgeliefert.
Wer sich nicht bloss als Opfer seiner Umwelt sieht, sondern das Gefühl hat, aktiv auf seine Umgebung einwirken und Einfluss nehmen zu können, ist weniger gefährdet, Probleme mit Drogen oder anderem zu bekommen.
Gesellschaft im Wandel
Die Gesellschaft unterliegt einem dauernden Wandel. Wir leben heute freier und können unser Leben selbständiger gestalten. Was meinst du: Was hat sich in unserer Gesellschaft verändert? Kommst du auch auf folgende Punkte?
Freie Wahl: Heute sind Jugendliche in ihrem Leben freier als je zuvor. Praktisch in allen Dingen können, ja sollen Jugendliche für sich selbst entscheiden: Was sie gut finden, was sie sein möchten, zu welcher Gruppe sie gehören wollen und ganz allgemein, wie sie die Welt sehen möchten. Natürlich bietet diese Freiheit grosse Chancen. Aber eben nicht nur. Nicht alle Jugendlichen haben diese Chancen. Sie finden zum Beispiel keine Lehrstelle oder können sich nicht in die gewünschte Gruppe integrieren. Manchmal sind Jugendliche überfordert und können keine Entscheidung treffen. Oder sie haben eine falsche Entscheidung getroffen und müssen sich dafür rechtfertigen. Für viele Jugendliche ist der Druck der dauernden Wahl eine grosse Belastung, aus der Probleme entstehen können. Manche Jugendliche suchen deshalb nach Vorschriften, die ihnen Halt geben. Andere versuchen, Probleme mit Drogen zu lösen.
Erlebnis und Spass: Noch nie zuvor war die Freizeit so wichtig. Für viele Jugendliche ist die Suche nach einem Kick und einem Erlebnis zu einer Art Lebensinhalt geworden. Manche gehen Schwierigkeiten und Anstrengungen so weit wie möglich aus dem Weg und orientieren sich nur am Spassfaktor. Doch kann man dadurch auf Dauer überhaupt glücklich werden? Denk mal über folgendes Zitat nach: «Das Leben ist nie so süss, wenn man das Bittere nicht kennt». Spass und Freude sind intensiver, wenn man sich vorher anstrengen und Schwierigkeiten überwinden musste. Viele Jugendliche haben jedoch Mühe, eine Balance zwischen Anstrengung und Spass zu finden. Ohne Abwechslung stumpfen die Gefühle ab. Aus Spass wird Langeweile, wenn der Spassanteil nicht stetig gesteigert wird. Wenn das nicht mehr gelingt, breitet sich oft eine innere Leere aus. Das Leben erscheint langweilig. Gefährlich wird es dann, wenn Jugendliche Drogen nehmen, um dieser Leere zu entkommen.
Alles geht immer schneller: Von klein auf wird man heute zur Schnelligkeit erzogen. Je mehr Dinge man in kurzer Zeit tut, umso besser. Und das in allen Lebensbereichen: Egal ob in der Schule, der Freizeit, der Familie oder in Beziehungen. Oft wollen aber Jugendliche auch selbst vieles gleichzeitig und in kurzer Zeit erledigen. Du kannst dir sicher vorstellen, dass viele mit einem derartigen Zeitstress Mühe bekommen können. Darum ist Langsamkeit manchmal mehr wert. Es ist wichtig, sich Zeit zu nehmen. Gefährlich wird es dann, wenn Jugendliche mit Drogen versuchen, sich aus dem Stress auszuklinken.
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