Im Folgenden werden die wichtigsten Informationen des Berichtes
zusammenfassend dargestellt:
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feelok ist eine Internetplattform, die 11 gesundheitsrelevante Themen behandelt, besteht aus einem Netzwerk von 35 Institutionen, verfügt über eine schweizerische und österreicherische Webadresse, basiert auf zahlreiche wissenschaftliche Studien, wird in verschiedenen Setting angewendet, d.h. in den Schulen, Sportvereinen, im Freizeitbereich und in Beratungsstellen und bietet zahlreiche jugendgerechte Tools, um die verschiedenen Bedürfnisse der heterogenen Zielgruppe anzusprechen. Mehr Informationen dazu, wie auch über die Geschichte von feelok, die Implementierungsmassnahmen, die Statistiken, ausgewählte Highlights, die Kosten und Nutzen des Projektes bzw. seine Erfolge und Schwierigkeiten ab S.9.
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Das Bewegungs- und Sportprogramm von feelok besteht aus 5 Modulen: eine Sektion spricht körperlich ungenügend aktive Jugendliche an, um sie zu mehr Bewegung und Sport zu motivieren bzw. sie dabei mit konkreten Tipps zu unterstützen. Eine zweite Sektion richtet sich an Lehrpersonen: kurze Videosequenzen, verbunden mit didaktischen Anregungen, ermutigen die Lehrkräfte im Unterricht kurze, aktive Bewegungsspiele einzuplanen und durchzuführen. Mit dem elektronischen Spiel Dartfit - die Bewegungsscheibe von feelok - können die Besucher/innen spielerisch, geeignete Übungen für eine kurze bewegte Pause einlegen und mit der Sektion «Tanze mit den Starbugs» erleben sie die Musik als Medium, um ins Schwitzen zu kommen. Die fünfte Sektion ist das Sportprogramm von feelok. Es besteht aus folgenden drei Elementen: ein Sportartenkompass, die Sportartenvorstellung mit Clips und eine Sportvereindatenbank.
Zum Bewegungs- und Sportprogramm gehört der Bewegungstest. Aufgrund der verbrauchten Kilokalorien kann der Test fundiert empfehlen, ob es besser ist, dass der/die Besucher/in mit den Inhalten des Moduls für ungenügend Aktive oder mit diesen des Moduls für Aktive arbeitet. Mehr Informationen über das Bewegungs- und Sportprogramm, wie auch alle Details über den Bewegungs- und Sporttest ab S.16.
- Zwischen dem 30. August 2006 und dem 30. August 2008 wurde der Bewegungs- und Sporttest von feelok insgesamt 6‘777 Mal ausgefüllt. Aufgrund einer Reihe von Ausschlusskriterien werden jedoch nur die Daten von 4502 Testabsolventen berücksichtigt. Alle methodologischen Aspekte dieser Studie werden ab S.25 erläutert.
- Mit dieser Studie werden 9 Fragestellungen beantwortet, deren Ergebnisse kurz zusammengefasst werden:
- Die soziodemographischen Eigenschaften der Beantwortenden
Die Benutzer/innen des Bewegungs- und Sporttests, die die Ausschlusskriterien bestanden haben, lassen sich folgendermassen charakterisieren: sie sind meistens zwischen 13 und 16 Jahren alt, sie kommen aus der Schweiz (vermehrt aus den Kantonen Zürich, Sankt Gallen, Bern, Fribourg, Aargau oder Luzern) und aus Österreich (vermehrt aus Steiermark, Tirol, Niederösterreich, Kärnten oder Burgenland) bzw. besuchen die Sekundarstufe, das Gymnasium oder die Berufsschule. Weitere Details ab S.37.
- Ausmass der körperlichen Aktivität
60% der Jugendlichen, die den Bewegungs- und Sporttest absolviert haben, waren körperlich aktiv oder sportlich (gemäss Angaben über die verbrauchten Kilokalorien der vorherigen 7 Tage). Darunter aufsummiert werden körperliche Aktivitäten, um die Schule und/oder die Arbeitsstelle zu erreichen sowie alle sportlichen Aktivitäten, die ausserhalb des Schulunterrichts stattgefunden haben. 21% der Beantwortenden waren körperlich ungenügend aktiv und 19% waren körperlich teilaktiv. Der Prozentteil der körperlichen Aktiven nimmt zwischen 13 und 19 Jahren mehr oder weniger kontinuierlich ab und jene der körperlich ungenügend Aktiven nimmt zwischen 13 und 18 Jahren mehr oder weniger kontinuierlich zu. Mehr Knaben (72%) als Mädchen (53%) waren in den vergangenen 7 Tagen körperlich aktiv oder sportlich, die anderen waren körperlich ungenügend aktiv oder teilaktiv.
Die Jugendlichen wurden auch gefragt zu quantifizieren, wie viele Stunden pro Woche sie ausserhalb des Schulunterrichts im Durchschnitt ausser Atem oder ins Schwitzen kommen. Gemäss ihren Angaben erfüllen 56% der Knaben mehr als 3 ½ Stunden pro Woche dieses Kriterium, bei den Mädchen sind es 37%. Die Anzahl Stunden, die für intensive Aktivität reserviert sind, nimmt mit dem Alter ab. Weitere Details ab S.40.
- Fortbewegung zur Schule ¦ Arbeit und Sportaktivitäten
Die letzten 7 Tage haben mehr als 30% der Beantwortenden folgende Aktivitäten gewählt: Fahrrad fahren, Fussball spielen, Turnen (Gymnastik) und Jogging. Die Jungen spielen vor allem Fussball, gehen ins Krafttraining (Gewicht heben) und fahren Velo. Die Mädchen ziehen Jogging, Turnen (Gymnastik) und Tanzen vor. Insgesamt hat jeder Beantwortende 2.6 Sportarten genannt. Weitere Details ab S.44.
- Saisonaler Verlauf der körperlichen Aktivität und der ausgeübten Sportarten Die Jugendlichen verbrauchen mehr Kilokalorien im Frühling als im Herbst. Besonders bewegungsarm sind dagegen die Monate November und Januar. In Bezug auf fast alle erfassten körperlichen und sportlichen Aktivitäten, die häufig ausgeübt werden, zeigen sich ziemlich grosse saisonale Schwankungen. Weitere Details ab S.47.
- Fortbewegungsmittel und Transportwahl zur Schule oder zur Arbeit
29.5% der Beantwortenden erreicht die Schule oder den Arbeitsplatz zu Fuss, 26.8% mit dem Fahrrad und 26.2% mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Mehr Knaben als Mädchen fahren mit dem Velo und mehr Mädchen als Knaben mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Mehr 12-14-Jährige als 15-17-Jährige gehen zu Fuss oder fahren mit dem Velo zur Schule, umgekehrt fahren mehr 15-17-Jährige als 12-14-Jährige mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Weitere Details ab S.50.
- Erwartete Änderungen des Bewegungsverhaltens
45.6% der Beantwortenden erwartet, sich in 6 Monaten mehr zu bewegen als heute, 37.5% erwartet keine Änderung des eigenen Bewegungsverhaltens, nur 2.5% geht davon aus, dass das Ausmass der eigenen körperlichen Aktivität abnehmen wird. Mehr körperlich ungenügend Aktive als Aktive erwartet, sich in 6 Monaten mehr zu bewegen als heute. Weitere Details ab S.52.
- Sportvereine und körperliche Aktivität
Die Mehrzahl der Jugendlichen ist Mitglied eines Sportvereines (56.2% der Beantwortenden). Dazu mehr Knaben als Mädchen und mehr 12-14-Jährige als 15-17-Jährige. Nur 27% der körperlich ungenügend Aktiven ist Mitglied eines Sportvereines. Bei den Aktiven sind es 68%. Ebenso waren 31% der ungenügend Aktiven noch nie in einem Sportverein gegen 9.5% der Aktiven. 27.6% von jenen, die in einem Sportverein ist oder war, hat die letzten Jahre den Sportclub gewechselt. Weitere Details ab S.53.
- Übergewicht und körperliche Aktivität
84.1% der Beantwortenden sind normalgewichtig, 13.5% über- und 2.4% untergewichtig. Mehr Mädchen als Knaben sind normalgewichtig, wie auch mehr Aktive als körperlich ungenügend aktive Jugendliche. Die Unterschiede sind jedoch klein. Weitere Details ab S.55.
- Das Benutzerverhalten
65.8% der Jugendlichen hat die eigenen Testergebnisse mit jener anderer Testabsolventen verglichen, 6.2% hat die Ergebnisse gedruckt, 3.9% hat sie gespeichert und 1.8% hat technische Informationen über den Test heruntergeladen. Im Durchschnitt haben die Besucher/innen 5 Minuten und 38 Sekunden gebraucht, um den Test zu vervollständigen. Ein Testabsolvent von vier erreicht die Ergebnisseite und vervollständigt somit den Bewegungstest. Weitere Details ab S.58.
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Der Bewegungs- und Sporttest von feelok läuft seit dem 30. August 2006 unter der Adresse
- www.feelok.ch
- Bewegung und Sport
- Teste dich: bist du ein Gemütlicher oder ein sportlicher Typ?
und sammelt seit damals Daten über das Benutzerverhalten wie auch über die Benutzereigenschaften in Bezug auf bewegungs- und sportrelevante Themen.
Aufgrund der gesammelten Daten wurden 9 Fragestellungen beantwortet, die auf S.25 aufgelistet sind. Im Ergebnisteil werden für jede Fragestellung die Resultate dargestellt und in einem separaten Abschnitt kommentiert. In diesem letzten Kapitel werden deswegen nicht alle Fragestellungen erneut kommentiert, sondern nur 4 Themen ausgewählt, die von besonderem Interesse sind.
Methodologische Aspekte
Eine erste zentrale Methode besteht in der systematischen Analyse der Prozesse, die zur Erreichung einer bestimmten Zielgruppe führen. Eine solche Analyse ist sicher aufwendig, jedoch auch von zentraler Bedeutung, um die Frage zu beantworten, wer mit einer Intervention und Evaluation erreicht wird und inwiefern die erfassten Daten verallgemeinerbar sind. Diese Studie liefert eine mögliche Prozedur einer solchen Analyse im Webbereich (siehe die Abb. 14 auf S.28). Dadurch wird klar, dass die erhobenen Daten sehr wahrscheinlich für alle Besucher/innen des Bewegungs- und Sportprogramms repräsentativ sind, wenn dagegen offen bleibt, ob die Befunde für alle Besucher/innen von feelok verallgemeinerbar sind. Ohne die Analyse der Verwendung von feelok, wäre es praktisch unmöglich über diesen Aspekt Aussagen zu formulieren.
Eine zweite wichtige Methode besteht darin, bewährte Instrumente oder Items repräsentativer Studien im Untersuchungsdesign zu integrieren, was ein Vergleich der eigenen Befunde mit anderen wissenschaftlich erhobenen Daten ermöglicht. Erst dann kann man Hypothesen bilden, ob man mit der eigenen Intervention eine standardisierte Zielgruppe oder eine Subkultur erreicht bzw. kann man eventuell Aussagen über die Datenqualität formulieren.
Beide Methoden, nämlich die systematische Analyse und der Vergleich mit anderen Studien, sollten Begleiterscheinungen jeder Intervention und Evaluation sein. Aufgrund dieser Informationen werden die Prozesse der Intervention verstanden und die Abläufe können somit optimiert werden. Wenn zum Beispiel klar wird, dass die Intervention nicht die gewünschte Zielgruppe anvisiert oder wenn die repräsentativen Daten deutlich machen, dass sich die eigentliche Zielgruppe geändert hat, können die Interventionsabläufe neu gestaltet bzw. der geänderten Realität angepasst werden. Das setzt jedoch fundiertes Wissen voraus, das nur solide methodologische Vorgehensweisen gewährleisten können.
Das Profil der feelok-Besucher/innen
Verschiedene Studien, die wir im Rahmen von feelok durchgeführt haben und unter www.feelok.ch/info.htm heruntergeladen werden können, bestätigen die Ergebnisse des Bewegungstests:
- feelok ist eine Intervention für Jugendliche. Fast 80% der Besucher/innen des Bewegungstests sind zwischen 12 und 19 Jahre alt, wobei die 14-15-Jährigen deutlich überwiegen.
- feelok wird von mehr Mädchen als Knaben verwendet. Interessanterweise zeigen die Statistiken von www.tschau.ch und www.ciao.ch eine ähnliche Geschlechtsverteilung.
- feelok ist eine Intervention, die in der ganzen Deutschschweiz verwendet wird, jedoch mit grossen regionalen Unterschieden. Es wird also noch viel Arbeit notwendig sein, um die Verbreitung der Verwendung der Intervention in der ganzen Deutschschweiz zu fördern.
- feelok wird auch häufig in Österreich eingesetzt. Auch in Österreich bestehen grosse regionale Unterschiede, die zeigen, dass gezielte Implementierungsmassnahmen fortgesetzt werden müssen.
- feelok wird in verschiedenen Schultypen verwendet, jedoch vorwiegend in der Sekundarstufe, Gymnasium, Berufsschule und im 10. Schuljahr.
Die Rolle der Sportvereine in der Aufrechterhaltung und Förderung der körperlichen Aktivität
Es wäre unangemessen aufgrund der Daten des Bewegungs- und Sporttests von feelok kausale Schlussfolgerungen ziehen zu wollen. Trotzdem sind die Ergebnisse der Abb. 27 auf S.54 besonders interessant und auffällig: dass deutlich mehr Aktive als Ungenügend Aktive in einem Sportverein Mitglieder sind, mag noch nicht besonders überraschend sein. Dass jedoch fast 1/3 der ungenügend Aktiven noch nie in einem Sportverein waren (gegen 9.5% der Aktiven), ist eine interessante Erkenntnis. Falls zwischen Sportvereinen und Ausmass der körperlichen Aktivität eine kausale Beziehung vom ersten zum zweiten besteht, wäre es naheliegend, dass die Förderung der Bekanntmachung und Verwendung der Sportvereine im Kinderalter eine effektive Massnahme für die Förderung der körperlichen Aktivität im Jugendalter wäre.
In dieser Richtung deuten auch die Ergebnisse der logitudinalen Studie «Swiss Household Panel 1999-2006», die zu dieser Schlussfolgerung kommen (mehr Informationen auf S.33 ):
«In a multivariate model adjusting for age, household income, nationality, linguistic region, daily Internet use and daily reading, non-membership in a sport club was the strongest predictor for "no sport", but also for being inactive. In an analogous model looking at changes in behavior, leaving a sport club as well as staying outside a sport club were the strongest predictors of becoming "no sport". Effects for becoming inactive were similar, though smaller (S.1)».
Die Zielgruppe des Bewegungs- und Sportprogramms: Standardbevölkerung vs. Subkultur
Ein Vergleich der Befunde des Bewegungstests mit den Ergebnissen anderer Studie ermöglicht die Schlussfolgerung, dass das Bewegungs- und Sportprogramm von feelok weitgehend eine Standardjugendbevölkerung und nicht spezifische Subkulturen anspricht. Zwar gibt es Unterschiede mit den repräsentativen Daten, die aufgrund der unterschiedlichen Methodologie und teilweise anvisierter Zielgruppe unvermeidbar sind, diese Unterschiede sind jedoch relativ klein.
Diese Ergebnisse können sowohl als Vor- wie auch als Nachteil interpretiert werden.
- Als Vorteil: möchte man die «Standardjugendlichen» anvisieren, ist feelok schon heute eine geeignete Intervention dazu.
- Als Nachteil: beabsichtigt man Subkulturen anzusprechen, die zu Randgruppen gehören, wäre feelok nicht von Anfang an ein geeignetes Programm dazu. Es könnte es werden, falls gezielte und aufwendige Implementierungsmassnahmen für die Erreichung der Subkulturzielgruppe eingesetzt werden.
Abschliessende Anmerkung
Mit feelok streben wir seit 10 Jahren an, eine wissenschaftlich basierte Intervention anzubieten. Dazu gehört nicht nur nach dem besten Willen und vorhandenen Kenntnissen Instrumente zu entwickeln, die die Jugendlichen schätzen und für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit nützlich sind, sondern auch sie zu evaluieren und zu überprüfen, um daraus mehr Informationen über die erreichte Zielgruppe zu erhalten, und um diese Tools zu optimieren. Nach dieser Philosophie wurde der Bewegungs- und Sporttest entwickelt und der vorliegende Bericht ist ein Beweis dafür.
Diese Arbeit konnte nur mit der Unterstützung des Bundesamts für Sport, der eidgenössischen Hochschule für Sports Magglingen, des Ressort Bewegung und Gesundheit und Jugend+Sport einerseits und der Universität Zürich bzw. der Abteilung Gesundheitsforschung und Betriebliches Gesundheitsmanagement des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin anderseits realisiert werden. Für jede Unterstützung möchte ich mich bei den involvierten Personen bedanken. |