Bericht in Word-Format (4.3 MB, 79 Seiten)

 
Änderung des Raucherstatus nach der Verwendung des Rauchprogramms
 
Ein Bericht von Oliver Padlina

Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich
Abteilung Gesundheitsforschung und Betriebliches Gesundheitsmanagement

Bundesamt für Sport - Eidgenössische Hochschule für Sport - Magglingen
Ressort Bewegung und Gesundheit ¦ Jugend+Sport
 

Besonderen Dank gebührt dem
Tabakpräventionsfonds (Bundesamt für Gesundheit)
für die grosszügige finanzielle Unterstützung des Rauchprogramms von feelok, mit der diese Studie ermöglicht wurde.

Herzlichen Dank auch an folgende Institutionen, die feelok als Ganzes oder Teilprojektaufgaben der Intervention finanziert und somit ermöglicht haben:

  • Krebsliga Zürich
  • „bildung + gesundheit“ - Netzwerk Schweiz (Bundesamt für Gesundheit)
  • Bundesamt für Sport
  • Stiftung Helvetia Sana
  • Vontobel-Stiftung
  • Credit Suisse Foundation
  • Baugartenstiftung
  • die Lotteriefonds Baselland, Bern, Zug, Schwyz, Appenzell Ausserhoden, Glarus, Solothurn, Schaffhausen und Sankt Gallen.

Herzlichen Dank zudem an folgende Institutionen, die durch ihre aktive Zusammenarbeit die Entwicklung des neuen Tabakpräventionsangebotes (Version 3) ermöglichen. Dabei handelt es sich (alphabetisch sortiert) um

  • die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz
  • die Berner Gesundheit
  • die Sektion Tabak des Bundesamtes für Gesundheit
  • ciao.ch
  • Infoklick
  • Interface
  • die Krebsliga Schweiz
  • die Lungenliga beider Basel
  • die Lungenliga Schweiz
  • Modulus (Programmierung)
  • die Pädagogische Hochschule Zentralschweiz
  • die Pädagogische Hochschule Zürich
  • Schtifti
  • die Schweizerische Fachstelle für Alkohol- und andere Drogenprobleme
  • Swiss Olympic
  • Züri Rauchfrei
 
 

Im Folgenden werden die wichtigsten Informationen des Berichtes zusammenfassend dargestellt:

  • feelok ist ein internetbasiertes Gesundheitsförderungs- und Präventionsprogramm, das die Themen Arbeit, Bewegung und Sport, Cannabis, Ernährung, Liebe und Sexualität, Rauchen, Selbstvertrauen und Selbstwert, Stress sowie Suizidalität behandelt (Stand Juni 2009). Die Intervention lässt sich mit folgenden Stichworten beschreiben: Sie ist multiinstitutionell, transnational, settingbezogen, wissenschaftlich, methodisch differenziert und jugendgerecht. Mehr Informationen über feelok sind in Kap.3 zu finden.
     
  • Das Rauchprogramm von feelok basiert auf dem Transtheoretischen Modell und bietet eine stufenspezifische Intervention für 7 Rauchergruppen an: Nichtrauchende, Neugierige, Gelegenheitsrauchende, Rauchende ohne Bedenken, Rauchende mit Bedenken, Festentschlossene und Ex-Rauchende. Die Struktur, der Einsatz in Schulen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Weiterentwicklung des Rauchprogramms werden im Kap.4 erläutert.
     
  • Die internetbasierte Studie "Änderung des Raucherstatus nach der Verwendung des Rauchprogramms" beantwortet 4 Fragestellungen. Besonders hervorzuheben ist diejenige,  welche die Änderungen des Rauchverhaltens untersucht, abhängig davon, ob das Rauchprogramm benutzt wurde oder nicht (Fragestellung Nr. 4). Die Jugendlichen wurden auf der Startseite von feelok über die „Gesundheitsstudie“ informiert. Wer wollte, konnte direkt mit der Studie beginnen und den ersten Fragebogen ausfüllen. 1‘870 Jugendliche haben an der Studie teilgenommen (Baseline), 1‘125 davon haben auch die Zwischenumfrage und die Fragen des Follow-up-Fragebogens beantwortet. Die Datenerhebung begann am 24. September 2005 und endete am 23. September 2007. Alle methodologischen Details befinden sich im Kap.5.
     
  • Von den 1'870 an der Studie teilnehmenden Jugendlichen sind 64.8% Mädchen und 35.2% Knaben. Das durchschnittliche Alter beträgt 16.7 Jahre (Alterspanne: 13 bis 24 Jahre). Mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer/innen besucht das Gymnasium, die Sekundarschule oder die Berufsschule. Beinahe 80% der Studienteilnehmer/innen leben in der Schweiz, 11% in Österreich und die anderen in Deutschland. Alle Details ab S.35.
     
  • Mit dieser Studie werden 4 Fragestellungen beantwortet, deren Ergebnisse zusammengefasst werden:
     
    • Fragestellung 1 - Das Rauchverhalten der Studienteilnehmer/innen
      62% der Studienteilnehmer/innen rauchen praktisch nie (und 89% von ihnen wollen Nichtraucher/in bleiben), 18% rauchen täglich (im Durchschnitt 11.4 Zigaretten pro Tag).

      Von den täglichen Rauchern/innen rauchen 73.5% die erste Zigarette innerhalb einer Stunde nach dem Aufwachen. Die täglich Rauchenden schreiben sich einen Abhängigkeitswert von 61 Punkten zu (auf einer Skala zwischen 0 und 100) und können eine Anzahl von Gründen nennen, warum sie rauchen (Verlangen nach der Zigarette, um sich zu entspannen, als Folge von Streit und Problemen, Mittel gegen die Langweile oder Verlegenheit, als Genussmittel usw.). 28% der täglichen Raucher/innen sind der Meinung, in Zukunft weiter zu rauchen. Ein Rauchstopp kommt für mehr 17-24-Jährige als für 13-16-Jährige in Frage.

      4% der Studienteilnehmer/innen raucht jede Woche, jedoch nicht jeden Tag, mehr als die Hälfte davon weniger als 6 Zigaretten pro Woche. Rund 47% kann sich jedoch vorstellen, in Zukunft mehr zu rauchen.

      6% der Studienteilnehmer/innen raucht nicht jede Woche und im Durchschnitt 9.6 Zigaretten pro Monat. 42.5% von ihnen kann sich jedoch vorstellen, in Zukunft mehr zu rauchen.

      9.5% der Jugendlichen, die an der Studie teilgenommen haben, raucht nicht mehr, 88% von ihnen seit mehr als einem Monat. Rund 77% erwartet zudem nicht, in Zukunft wieder zu rauchen.

      Grosse Unterschiede bestehen zwischen den täglich, wöchentlich und monatlich Rauchenden. Erstere können viel mehr Gründe auflisten, warum sie rauchen und sie weisen deutlich höhere Abhängigkeitswerte auf als die anderen. Ein Rauchstopp kommt jedoch vor allem für die täglichen Raucher/innen und für die 17-24-Jährigen in Frage, weniger für die wöchentlich und monatlich Rauchenden, sowie für die 13-16-Jährigen, die für das Aufhören deutlich schwieriger zu überzeugen sind.

      Die Raucher/innen, die vorhaben mit dem Rauchen aufzuhören, denken, dass sie erst in 11 Monaten (Durchschnittswert; Median beträgt 3 Monate) so weit sind. Jene, die eine Verringerung des Konsums erwarten, geben an, in 9 Monaten soweit zu sein (Durchschnittswert; Median beträgt 4 Monate) und planen eine Reduzierung von rund 50% des Konsums. Alle Details befinden sich ab. S.37.
       
    • Fragestellung 2 -
      Andere psychologische und gesundheitsrelevante Dimensionen
      Auf einer Skala zwischen 0 (=gar nicht) und 100 (=absolut ja) konnten die Jugendlichen angeben, wie stark sie sich selbst mögen. Die Studienteilnehmer/innen haben einen Durchschnittswert von 75 Punkten angegeben. Rund 96% der Beantwortenden geht davon aus, manchmal bis immer in der Lage zu sein, sich selbst gesetzte Ziele zu erreichen. Unangenehme Stresserlebnisse gehören manchmal bis häufig zum Alltag von 63% der Jugendlichen, vor allem bei den 17-24-Jährigen und bei den Mädchen.

      Von den Studienteilnehmern/innen konsumieren 80% nie und 2.2% täglich mindestens einmal pro Tag Cannabisprodukte.

      Die Studienteilnehmer/innen haben Interesse an vielen Themen, die sich in feelok befinden; vor allem interessieren sie sich für die Themen Sexualität (58%), Selbstvertrauen (52%) Ernährung (52%), Stress (47%), Bewegung (47%) und Alkohol (41%). Für mehr Details siehe S.47.

    • Fragestellung 3 - Benutzung von feelok
      Etwas mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer/innen hat feelok zu Hause besucht und 1/3 in der Schule. 44% hat feelok mindestens schon einmal besucht, 1/3 mehrmals und 23% hat die Intervention zum ersten Mal verwendet. Die letzten Tage vor der Zwischenumfrage hat fast die Hälfte der Studienteilnehmer/innen mit dem Programm von feelok zum Thema Sexualität gearbeitet. Zwischen 30% und 40% haben die Inhalte der Sektion zum Thema Rauchen, Stress, Selbstvertrauen, Alkohol, Bewegung oder Ernährung bearbeitet. Am seltensten besucht wurde das Cannabisprogramm (22%). In 81% der Fälle hat die jugendliche Person selbst entschieden, welches Thema von feelok sie bearbeiten möchte, in 8% der Fälle wurde die Entscheidung von der Lehrperson und in 10% von der Lehrperson zusammen mit den Jugendlichen getroffen. Mehr Infos ab S.51.
       
    • Fragestellung 4 -
      Änderung des Raucherstatus nach der Verwendung des Rauchprogramms

      Zwischen Benutzern/innen und Nicht-Benutzern/innen des Rauchprogramms gibt es klare Unterschiede in Bezug auf den Raucherstatus einen Monat nach der Verwendung der Intervention.

      • Die täglich Rauchenden (siehe Abb. 17, S.54)
        Fast 20% der Rauchprogrammbenutzer/innen raucht einen Monat nach der Intervention nicht mehr und 14% raucht wöchentlich oder monatlich. Bei den Nichtbenutzern/innen des Rauchprogramms sind 96% einen Monat nach der Intervention immer noch tägliche Raucher/innen.
         
      • Die wöchentlich Rauchenden (siehe Abb. 18, S.55)
        26% der Rauchprogrammbenutzer/innen raucht einen Monat nach der Intervention nur noch monatlich und 29% raucht nicht mehr. Bei den Nicht-Benutzern/innen des Rauchprogramms rauchen 20% nur noch monatlich, 10% raucht täglich und niemand hat mit dem Rauchen aufgehört.

      • Die monatlichen Rauchenden (siehe Abb. 19, S.56)
        55.5% der Rauchprogrammbenutzer/innen raucht einen Monat nach der Intervention nicht mehr, 7% raucht wöchentlich. Bei den Nicht-Benutzern/innen des Rauchprogramms rauchen 31% nicht mehr, 12.5% raucht täglich.

      • Die Nicht-Rauchenden (siehe Abb. 20, S.57)
        97% der Rauchprogrammbenutzer/innen raucht einen Monat nach der Intervention weiterhin nicht. Bei den Nichtbenutzern/innen des Rauchprogramms rauchen 78% weiterhin nicht, 22% rauchen monatlich, wöchentlich und die wenigsten täglich.

      • Die Ex-Rauchenden (siehe Abb. 21, S.58)
        91% der Rauchprogrammbenutzer/innen rauchen einen Monat nach der Intervention weiterhin nicht. Bei den Nicht-Benutzern/innen rauchen 71% weiterhin nicht. Die anderen rauchen entweder monatlich (24%) oder täglich (5%).

      • Dauer der Intervention und Unterschiede
        Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Dauer der Intervention und der Änderung des Raucherstatus (siehe Abb. 23 , S.63): je länger das Rauchprogramm benutzt wird, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass einen Monat später die Studienteilnehmer/innen einen besseren Raucherstatus haben.
Schlussfolgerungen aus der Studie… (Details im Kap.7)
 

Wirtschaftliche Überlegungen

Trotz allen Unsicherheiten, welche die wirtschaftliche Perspektive einer präventiven Massnahme in sich birgt, lohnt es sich zu versuchen, diesen Aspekt zu quantifizieren: Die Betrachtung der Prävention nicht nur unter einer ethischen, sondern auch unter einer ökonomischen Perspektive ermöglicht die Beantwortung der Frage, wie wirksam eine Intervention sein muss bzw. wie viele Personen sie erreichen muss, um behaupten zu können, dass ihr Nutzen unter einer wirtschaftlichen Perspektive höher als die Kosten sind. Wenn man die Kosten des Tabakpräventionsfonds zugunsten von feelok mit den Kosten des Rauchens in der Schweiz vergleicht, kommt man zu Ersparnissen auf gesellschaftlicher Ebene im 7-stelligen Bereich pro Jahr. Mehr dazu ab S.69.

Das Rauchprogramm Version 3

Aufgrund der Ergebnisse der vorliegenden und anderer Studien wird das Rauchprogramm von feelok neu entwickelt. Unter anderem wird die stufenspezifische Intervention durch eine neue Navigationsstruktur ersetzt, mit der die Jugendlichen rascher und gezielter Themen von Interesse finden, ohne vorher eine Gruppenbeschreibung zu wählen. Zudem wird feelok mit einer neuen Sektion für Lehrpersonen erweitert, wo diese Unterlagen, pädagogische Materialien und Interventionen anderer Institutionen finden werden. Mehr zum neuen Rauchprogramm von feelok - Version 3 ab S.72.

 
Oliver Padlina, August 2009, Zürich
 
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